Benelux-Wassertag. 29. November 2023. Maastricht.

Start auf dem Benelux-Wassertag

Die niederländische Präsidentschaft der Benelux-Staaten organisierte eine hochrangige Konferenz, an der regionale Interessenvertreter, politische Entscheidungsträger und Forscher teilnahmen. Der Grund, der sie zusammenbrachte? Die gemeinsamen Herausforderungen, die sich durch extreme Klimaereignisse ergeben. Die verheerenden Überschwemmungen im Jahr 2021 haben in der gesamten Region Spuren hinterlassen und uns daran erinnert, dass Wasser keine Grenzen kennt.  Geteilte Grenzen und Wassereinzugsgebiete bringen eine gemeinsame Verantwortung für die Bewältigung dieser Herausforderungen mit sich, die eine regionale Reaktion und Bereitschaft erfordert. Die Veranstaltung war ein wichtiger Schritt zur Stärkung der regionalen Zusammenarbeit und des Dialogs und trug diesem Umstand Rechnung. Sie war auch die perfekte Gelegenheit für den mit Spannung erwarteten Start unseres Forschungsprogramms.

Grenzüberschreitende Herausforderungen erfordern grenzüberschreitende Lösungen

Im Kern geht es sowohl beim Benelux-Wassertag als auch bei unserem Programm um Zusammenarbeit. Eine Zusammenarbeit, die über geografische, sprachliche, kulturelle und sektorale Grenzen hinausgeht - genau wie Naturkatastrophen, die auch nicht bei Grenzen Hallt machen. Bei JCAR ATRACE bemühen wir uns um die Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit beim Hochwasser- und Dürremanagement und in der Forschung. Und wie? Indem wir 9 der besten Forschungsinstitute mit diesem speziellen Fachwissen aus Belgien, Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden zusammenbringen.

Unser Ziel ist es, dass JCAR ATRACE eine Investition in eine langfristige Zusammenarbeit ist, mit der wir eine nachhaltige (Wissens-)Gemeinschaft für die Zukunft aufbauen. Damit unsere Forscher in einem grenzüberschreitenden Wissens- und Kompetenznetzwerk arbeiten können und für die Zukunft gerüstet sind

Annemieke Nijhof, Geschäftsführerin von Deltares, dem unabhängigen niederländischen Wissensinstitut für innovative Lösungen im Bereich Wasser und Untergrund und Koordinatorin von JCAR ATRACE

In diesem Sinne war der Benelux-Wassertag eine Verkörperung der Ziele unseres Programms: Förderung des Austauschs von Wissen und Praktiken zwischen Forschern, politischen Entscheidungsträgern und anderen regionalen Akteuren. Interessenvertreter und Akademiker aus den Programmländern und darüber hinaus kamen zusammen, um ihr Fachwissen zu teilen. Zu den Referenten gehörten der niederländische Minister für Wasserwirtschaft Mark Harbers, die flämische Ministerin für Verkehr Lydia Peeters, der Generalsekretär der Benelux-Staaten Frans Weekers und Vertreter des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. 


Die Veranstaltung war eine Bestandsaufnahme der Auswirkungen von klimatischen Extremereignissen in der Region. Die Überschwemmungen in der Benelux-Region und in Deutschland im Jahr 2021 waren eine ernüchternde Erinnerung daran, dass klimatische Extremereignisse zu unvorstellbaren Folgen führen können. Die Überschwemmungen verursachten weitreichende Schäden an Häusern, Unternehmen und der Infrastruktur und forderten viele Menschenleben.  


Die Benelux-Region ist aufgrund ihrer niedrig gelegenen geografischen Lage besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. In den letzten Jahren kam es hier vermehrt zu extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren, die verheerende Folgen für die Menschen und die Wirtschaft hatten. Auch Nachbarländer wie Deutschland und Frankreich sind zunehmend von Klimaextremen betroffen. Dies zeigt, dass ein koordinierter Ansatz erforderlich ist, um die Herausforderungen zu bewältigen, die sich aus den klimatischen Extremereignissen ergeben. 


Annemieke Nijhof, die zu den renommierten Rednern der Veranstaltung gehörte, berichtete, dass die katastrophalen Überschwemmungen von 2021 Deltares dazu veranlassten, gemeinsam mit Forschern aus Spitzeninstituten in den Benelux-Ländern und Deutschland eine politisch relevante und anwendbare Wissensbasis weiterzuentwickeln:


"Dazu müssen wir unser Wissen, unsere Fähigkeiten, unsere Erkenntnisse, unsere Erfahrungen und unsere wissenschaftlichen Praktiken und Grundsätze besser miteinander teilen. Dies betrifft insbesondere regionale Flüsse und Flusseinzugsgebiete. Die Nutzer unseres Wissens sind daher vor allem regionale Regierungen und regionale Interessengruppen". 


Der Schwerpunkt liegt auf einem besseren Verständnis der Auswirkungen auf grenzüberschreitende Wassersysteme und der gemeinsamen Suche nach innovativen Lösungen und Maßnahmen. Dies kann unsere Gesellschaften widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen extremer Überschwemmungen und Dürreperioden machen.

Geschäftsführerin von Deltares

Annemieke Nijhof

Annemieke Nijhof ist seit dem 1. Oktober 2020 als Geschäftsführerin von Deltares tätig. Frau Nijhof arbeitet seit fast 30 Jahren an verschiedenen Aspekten für eine nachhaltige Lebensumgebung. Sie verfügt über Berufserfahrung sowohl in der Wirtschaft als auch in der Verwaltung und war im Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft, im Ministerium für Gesundheit, für Raumplanung und Umwelt, im Ministerium für allgemeine Angelegenheiten und im Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft tätig. Darüber hinaus ist sie Aufsichtsperson und Beraterin für Wissensinstitute, die Regierung, Nichtregierungsorganisationen und den Finanzsektor. Wegen ihres beharrlichen Einsatzes für Vielfalt und Inklusion in Organisationen wurde sie zur Top-Frau des Jahres 2015 gewählt.

Gemeinsam durch extreme Klimaereignisse navigieren

Der Benelux-Wassertag trug dazu bei, den Weg für eine stärkere Kooperation und Zusammenarbeit in der Region zu ebnen. Er untersuchte die potenziellen Möglichkeiten zur Verbesserung der Bewirtschaftung und Erhaltung der Wasserressourcen. Dies kann einen erheblichen Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung der Region haben. 


Im Laufe des Tages tauschten Wissenschaftler und hochrangige Regierungsmitglieder in einer Reihe von Workshops Ideen aus. Gemeinsam führten wir ein Brainstorming durch und erörterten kritische Forschungsfragen. Darauf aufbauend arbeiten die Forscher unseres Programms kontinuierlich mit den zuständigen Flussgebietsbehörden und anderen Interessengruppen zusammen, um die Liste der Forschungs- und Studienthemen zu erweitern. Beispiele hierfür sind:  

  • Einblicke in die Hochwasservorsorge: Niederschlags- und Hochwasservorhersage, einsatzfähige Warnung und Krisenreaktion: Wie sehen die Regionen im Vergleich aus und ist ein einheitlicher Ansatz wünschenswert und machbar?

  • Quantifizierung der Auswirkungen von Schwammlandschaften auf Hochwasser- und Dürrerisiken in regionalen Flusseinzugsgebieten 

  • Überschwemmungsanfälligkeit von Haushalten und die potenzielle Wirkung von vorbeugenden Haushaltsmaßnahmen


Dies leitet unsere Wissensagenda, die derzeit mehrere Themen umfasst: extreme Gefahren, Umweltbelastung, Vulnerabilität, Risiken und Anpassungsmaßnahmen. Im Laufe unserer Arbeit werden wir uns auf die Entwicklung von Wissen zu diesen Themen konzentrieren, um ein umfassendes Portfolio von Strategien zur Abschwächung der Auswirkungen von klimawandelbedingten Wetterextremen in grenzüberschreitenden kleinen und mittelgroßen Flusseinzugsgebieten zu entwickeln. 

Annemieke Nijhof erläuterte die beiden Hauptrichtungen unseres Programms. Die erste zielt darauf ab, Ergebnisse zur Lösung dringender politischer Fragen in einem internationalen Umfeld zu erzielen. Wenn es um die rechtzeitige Vorbereitung des Hochwasser- und Dürremanagements geht, muss sich die Forschung an die Dringlichkeit und Geschwindigkeit anpassen, mit der Maßnahmen erforderlich sind. 


Die zweite Schiene, die so genannte "Tiefenforschung", ermöglicht die Erweiterung der Wissensbasis durch mehrjährige, gemeinsam durchgeführte wissenschaftliche Forschung.  

Unser Ziel ist es nicht, neue Instrumente und Maßnahmen zu schaffen, sondern bestehende Rahmenwerke, Konzepte, Modelle und Datensätze zu testen, zu verbessern, zu erweitern und zu integrieren, um das derzeit verfügbare Wissen in Anpassungsmaßnahmen und -politik umzusetzen. 


Wir sind mit der Realität konfrontiert, dass sich extreme Wetterbedingungen schneller ändern als erwartet. Deren Auswirkungen sind in immer mehr Regionen zu spüren. Trotz der Fülle an Daten über den Klimawandel und seine Auswirkungen kommt die Klimaanpassung nur langsam voran. Um dem entgegenzuwirken, wollen wir die gemeinsame Wissensbasis über extreme Überschwemmungen und Dürren für regionale Gewässer teilen und stärken. Dies würde es den regionalen Behörden ermöglichen, sich besser auf extreme Wetterverhältnisse in der Benelux-Region und den Nachbarländern vorzubereiten.  


Der Start unseres Programms im November markierte den Beginn dieser gemeinsamen Unternehmung. Das große Engagement und der Einsatz während des Benelux-Wassertags haben gezeigt, wie wichtig die Stärkung der regionalen Zusammenarbeit und der Wissensaustausch sind. Gemeinsam können wir extreme Überschwemmungen und Dürreperioden überstehen. 

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Kymo Slager